Bericht: Solidarität mit Jüdischer Gemeinde nach Anschlag

Am Freitag, 05.04.2024 wurde mitten am Tag ein Brandanschlag auf die Oldenburger Synagoge verübt. In Solidarität mit der Jüdischen Gemeinde zu Oldenburg riefen wir für Freitagabend kurzfristig zu einer Mahnwache vor der Synagoge auf und für Sonntag zu einer Demonstration um die Oldenburger Innenstadt.

Foto: PixelMatsch

Am Sonntagnachmittag sind über 750 Menschen unserem Aufruf gefolgt und brachten bei einer Demonstration um die Oldenburger Innenstadt ihre Solidarität mit der Jüdischen Gemeinde zu Oldenburg zum Ausdruck und setzten ein sichtbares Zeichen gegen jeden Antisemitismus.

Es war die bisher größte Demonstration gegen Antisemitismus in Oldenburg!

Foto: PixelMatsch

Nach unserer Zählung beteiligten sich zu Anfang des Umzugs mindestens 750 Menschen. Wir halten es daher nicht für zutreffend, dass in der Presse teilweise nur von 400 Teilnehmenden die Rede war.

In Redebeiträgen sprachen die Landtagspräsidentin Hanna Naber, der Oldenburger Oberbürgermeister Jürgen Krogmann sowie der Bischof der Evangelisch-Lutherischen Kirche in Oldenburg, Thomas Adomeit, der Jüdischen Gemeinde Solidarität aus und verurteilten den Anschlag.

Hanna Naber zitierte in ihrer Rede den Song „Oktober in Europa“ der Antilopen-Gang, welcher den steigenden Antisemitismus in der Folge des 07.10. thematisiert. Sie verwies auf antisemitische Vorfälle aus den letzten Jahren, u.a. den Anschlag von Halle, die documenta sowie den deutlichen Anstieg antisemitischer Straftaten seit dem 07.10.:

„Die Zunahme von antisemitischen Angriffen, Vorfällen und Äußerungen ist erschreckend. Gesellschaftlich haben wir noch keine adäquate Antwort darauf gefunden. Doch ist und bleibt der Kampf gegen Antisemitismus eine fortwährende – und wie mir scheint: noch wichtiger werdende Aufgabe von uns allen.“

Ein christlicher Chor aus Ohmstede begleitete die Auftaktkundgebung mit dem Lied „Osse Shalom“.
Die Jüdische Gemeinde zu Oldenburg bedankte sich in zwei Redebeiträgen ausdrücklich für die Solidarität aus der Oldenburger Zivilgesellschaft.

Wir bedanken uns ganz herzlich bei allen, die gekommen sind und ihre Solidarität zum Ausdruck gebracht haben.

Wir hoffen auch für zukünftige Aktionen gegen Antisemitismus auf eine solche nachdrückliche Beteiligung aus der Oldenburger Zivilgesellschaft.

Unseren Redebeitrag, den wir auf der Demonstration hielten, werden wir in Kürze veröffentlichen.

Mahnwache vor der Synagoge am Freitag:

Titelbild: Pixel Matsch

Erfolgreicher Protest gegen BDS

Wir haben am 01.03. erfolgreich gegen die antisemitische Mobilisierung der BDS-Kampagne demonstriert und deren Kundgebung durch unseren lauten und sichtbaren Gegenprotest deutlich gestört. Mit israelischer Musik, Fahnen, Sprechchören und Transparenten gegen Antisemitismus haben wir deutlich gemacht, dass wir Veranstaltungen der antisemitischen BDS-Kampagne und ihres Umfelds nicht unwidersprochen hinnehmen werden. 

Wir bedanken uns bei allen, die sich trotz des extrem kurzen Mobilisierungszeitraums unserem spontanen Gegenprotest angeschlossen haben. 

Antisemitisches Sammelbecken auf BDS-Kundgebung

Am Samstag hatte die BDS-Kampagne kurz vor 16.00 Uhr auf ihrer Facebook-Seite bekannt gegeben, dass die Vermietung des Raumes in der Poststraße 1 abgesagt worden sei und man ersatzweise eine Spontankundgebung plane. Diese fand dann ab 18.00 Uhr vor der Kaiserlichen Post statt. Neben dem PFLP-nahen Ahmad Washaha von der mitveranstaltenden „Palästinensischen Gemeinde“ sprachen u.a. Christoph Glanz von BDS Oldenburg und Wieland Hoban von der „Jüdischen Stimme“. Über diese Akteure hatten wir bereits in unserer Kritik am angekündigten Vortrag berichtet.

Kumpanei mit IslamistInnen

Ebenfalls wurde Yavuz Özoguz am Mikrophon gesichtet, der mit weiteren Frauen aus dem islamistischen Umfeld des Muslim Markt ein willkommener Gast auf der Veranstaltung war.

Laut einer NDR-Reportage von Julian Feldmann und Jörg Hilbert handelt es sich beim Muslim Markt, hinter dem die Brüder Gülkhan und Yavuz Özoguz aus Delmenhorst stehen, um einen Außenposten des iranischen Regimes in Deutschland: ein „schiitisch-islamistisches Netzwerk“ mit verschiedenen Vereinen, Moscheen und Betrieben, welches Propaganda für das iranische Mullah-Regime sowie Antisemitismus1 verbreitet. Dafür werden auch Bündnisse mit Rechtsextremen eingegangen. 2004 teilte Yavuz Özoguz eine holocaustleugnende Rede von Ali Chamenei, dem religiösen und politischen Oberhaupt des islamistischen iranischen Regimes, was das Amtsgericht Delmenhorst als Volksverhetzung einordnete. Dem Vorsitzenden des Landesverbandes der Jüdischen Gemeinden von Niedersachsen, Michael Fürst, zufolge ist Özoguz erwiesenermaßen „ein antisemitischer Islamist“.

Wem auch nur das geringste am Schicksal der iranischen Frauenbewegung gelegen ist, sollte sich schämen, mit IslamistInnen und PropagandistInnen des iranischen Regimes wie Özoguz zu demonstrieren!

Antisemitische Verschwörungsideologien zur Veranstaltungsabsage 

Auf dem Telegram Kanal des Muslim Markt berichtete Özoguz im Nachhinein von der Veranstaltung und bedient dieselbe Opferinszenierung bezüglich des Gegenprotests, die auch von Glanz, Hoban und Co auf der Demonstration betrieben wurde, inklusive NS-Relativierung: „Niemand soll sagen, er hätte es nie gehör oder nicht gewusst“ und: „Es ist nicht das erste Mal, dass einem Juden in Deutschland, das rederecht verweigert wird und er aus einem Saal ausgesperrt wird“.
Dass ein Islamist wie Özoguz Jüdinnen und Juden wie Hoban nur dann vorschiebt, wenn sie dazu taugen, sein antisemitisches Weltbild zu legitimieren, ist keine Neuigkeit. Deshalb ist es auch überhaupt nicht verwunderlich, dass Özoguz im selben Post antisemitische Verschwörungserzählungen verbreitet: „Offensichtlich haben die Veranstalter nicht gewusst, dass Zionisten vieles unterwandert haben und Druck auf die höchsten Kreise ausüben können, was in diesem Fall auch geschehen ist.“

Der Vorwurf der Unterwanderung und Zersetzung ist ein klassisches Motiv des Antisemitismus, ebenso die Zuschreibung einer unfassbaren und im verborgenen agierenden Macht von Jüdinnen und Juden. Özoguz aktualisiert diese Bilder, in dem er das Wort „Juden“ schlicht durch „Zionisten“ ersetzt. Wer eine solchermaßen antisemitische Sicht auf die Welt hat, kann gar nicht anders, als einen solchen Vorfall wiederum als Beleg einer angeblichen jüdischen Weltverschwörung zu betrachten, dabei entscheiden allein die Eigentümer*innen über die Vermietung privater Räumlichkeiten und nicht irgendwelche ominösen „höchsten Kreise“. 

Dass sich auf der BDS-Kundgebung IslamistInnen zusammen mit dem Umfeld der antisemitischen „Palästina-Demos“ um Washaha und die „Palästinensische Gemeinde“ versammelten, ist umso alarmierender, da auch Personen, die linken Kontexten zuzuordnen sind, offensichtlich keine Probleme damit hatten, zusammen mit diesen Akteuren einer antisemitischen Kundgebung beizuwohnen. Wir werden dieses Milieu auch in Zukunft weiter beobachten und nicht zulassen, dass die antisemitische Propaganda, die es verbreitet, in Oldenburg noch mehr Raum bekommt. 

Dass BDS kurzfristig die Räumlichkeiten durch die Vermieter*innen verweigert wurden, ist ein wichtiger Beitrag zum Kampf gegen die antisemitische Kampagne und ein positives Beispiel für andere Vermieter*innen von Räumlichkeiten in Oldenburg. Wir fordern sowohl die Stadt Oldenburg als auch private Vermieter*innen auf, BDS, der Palästinensischen Gemeinde und deren Umfeld keine Räumlichkeiten zur Verfügung zu stellen.

Auch bei zukünftigen Mobilisierungen und Aktivitäten von BDS und Co. braucht es einen starken Protest aus der Zivilgesellschaft, der sich dem Antisemitismus in der Stadt entgegenstellt!

Bildquellen: Nutshell Fotografie. Diese und weitere Bilder der Veranstaltung sind hier zu finden: https://www.flickr.com/photos/140935489@N05/albums/72177720315170745/

Titelbild: Rie_aktiv


  1. Zum Antisemitismus des Muslim Markt siehe ausführlich: https://scilogs.spektrum.de/chrono/gallery/8/Muslim-Markt.pdf ↩︎

Antisemitismus, polizeiliches Versagen und schlechter Journalismus – der Versuch einer Zusammenfassung

Zunächst einmal, was ist passiert? Am 15. Mai fand auf dem Pferdemarkt die Demonstration „#FreePalestine“ statt, angemeldet wurde diese durch Ahmad Washaha für den Verein „Palästinensische Gemeinde in Oldenburg und Nordwest e.V.“. Aufgrund von antisemitischen Vorfällen, die in der Vergangenheit häufig im Rahmen solcher propalästinensischen Demonstrationen stattfanden, wurde von der Gruppe NIKA OL-WHV zu einem Gegenprotest aufgerufen. Diesem Protest haben auch wir uns angeschlossen, ebenso wie die Deutsch-Israelische Gesellschaft Oldenburg sowie deren Jugendorganisation. In unserem Nachbericht haben wir über antisemitische Äußerungen, Vorfälle und einen Angriff auf die proisraelische Demonstration berichtet. In diesem Text soll eine Kritik der medialen Aufarbeitung formuliert und aufgezeigt werden, welche Konsequenzen angesichts dieses antisemitischen Aufmarschs für eine antisemitismuskritische und israelsolidarische Zivilgesellschaft in Oldenburg notwendig sind.

Die mediale Aufarbeitung der Demonstration wurde hauptsächlich durch drei Akteure durchgeführt: Wir, das Bündnis gegen Antisemitismus und Antizionismus Oldenburg (BGA), die Oldenburger Nachrichten (ON) und die Nordwest-Zeitung (NWZ). Die ON berichtete bereits am selben Tag ausführlich mit einem Textbeitrag und einem Video über die Proteste . Darin wurde die aggressive Stimmung, der „#FreePalestine“ Demonstration, die ihren Ausdruck durch die Behinderung der Pressearbeit, Beleidigungen, Enthauptungsgesten und antisemitische Sprechchöre und Schilder fand. Ebenfalls wurde durch die ON bereits am Samstag, den 15. Mai, über den Angriff mit Pfefferspray durch Teilnehmer der „#FreePalastine“ Demonstration auf Polizist*innen berichtet. Auch die geringe Präsenz der Polizei und ihre sichtliche Überforderung waren Teil der Berichterstattung durch die ON. Am folgenden Tag veröffentlichten wir den bereits erwähnten Nachbericht, dazu kamen durch unabhängige Fotojournalist*innen veröffentlichte Bilder und Videos. Es lagen also bereits am Montag zahlreiche Informationen über den Charakter der propalästinensischen Veranstaltung vor, sowie über die Gewaltbereitschaft eines größeren Teils der Teilnehmer*innen.

Am Montag begann die NWZ über das Wochenende zu berichten. Überraschenderweise jedoch nur mit zwei knappen Absätzen, in denen weder die klar antisemitischen Sprechchöre und Schilder, noch der Angriff auf Polizist*innen ihren Platz fanden. Stattdessen wurde von „provokanten Szenen“ geschrieben, scheinbar übernommen von der Polizei, um von ihrer Fehleinschätzung des von der Veranstaltung ausgehenden Gewaltpotenzials abzulenken. Wieso solche Lücken in der Berichterstattung der NWZ vorlagen, obwohl durch verschiedene Quellen bereits bekannt war, was an diesem Tag passiert ist und ihr diesbezüglich unsere ausführliche Pressemitteilung vorlag, bleibt unklar.

An dem darauffolgenden Dienstag (18. Mai) rang sich die NWZ dann doch noch dazu durch, größer über den Samstag zu berichten und gab dem Thema eine Seite in ihrer Printausgabe. Der u.a. von uns sowie der DIG geäußerten, notwendigen Kritik an der antisemitischen propalästinensischen Veranstaltung wurde hier zwar etwas mehr Raum geboten, jedoch wurde im gleichen Beitrag dem Veranstalter Ahmad Washaha unkritisch eine Plattform geboten die eigene, aggressiv auftretende Veranstaltung runter zu spielen. Laut Washaha wären die israelsolidarischen Demonstrierenden an der aggressiven Stimmung durch ihre Provokationen Schuld gewesen. Dass das Zeigen der israelischen Fahne sowie die Forderung „Gegen jeden Antisemitismus“ eine solche Provokation darstellt, dass den israelsolidarischen Demonstrant*innen durch Enthauptungsgesten mit dem Tod gedroht wird und einige der propalästinensischen Teilnehmer sich derart provoziert fühlten, dass sie die Polizist*innen angreifen mussten, ist eine Aussage, die die NWZ scheinbar unhinterfragt und ohne Weiteres abdrucken wollte. Weiter konnte der Veranstalter sich mit einem Lippenbekenntnis frei von Antisemitismus sprechen, er habe „kein Problem mit Juden.“ und sogar „jüdische Freunde und Bekannte“ hätte er, auch mit der Hamas wolle er nichts zu tun haben und Islamist wäre er auch nicht. Dass dies einen nicht von Antisemitismus freispricht und kein Beweis dafür sein kann, dass nicht andere Teilnehmer*innen ideologisch auf einer Linie mit Hamas oder anderen islamistischen Organisationen sein können, muss hier nicht weiter erläutert werden. Viel eher sollte der Blick auf die Fakten gerichtet werden: Es wurden antisemitische Sprüche auf seiner Veranstaltung gerufen („Kindermörder Israel“), es wurde mit Symbolen des Dschihad gearbeitet (Enthauptungsgesten und „Allahu Akbar“-Rufe) und Ahmad Washaha hat visuell auf Facebook sehr klar gemacht, wie er und der Verein, den er vertritt, zu dem Existenzrecht Israels stehen. Obwohl diese Informationen frei zugänglich für jeden im Internet abrufbar waren und sind, zeigte sich die NWZ nicht dazu in der Lage, die getroffenen Aussagen einzuordnen.

Ein weiterer Artikel auf dieser Seite beschäftigte sich mit der Stimmung auf den Demonstrationen und dem Handeln der Polizei. Statt jedoch den anwesenden Journalist*innen hier Raum zu geben und zu erläutern was passiert ist, wie sich die Teilnehmer*innen der beiden Veranstaltungen verhalten haben, wie das Vorgehen der Polizei eingeschätzt wird, oder welchen Anfeindungen sie von der „FreePalestine“-Demo ausgesetzt waren, wird der Polizei erneut die Möglichkeit gegeben unhinterfragt ihre Version der Ereignisse zu schildern. Zwar gibt die Polizei indirekt zu, den Einsatz am Wochenende unterschätzt zu haben und die NWZ lässt hier einmal einen Funken an kritischer Berichterstattung zu, indem sie das abblockende Verhalten des Pressesprechers thematisiert, bei der entscheidenden Frage siegt jedoch die Naivität der NWZ. Die Polizei gibt am Dienstag zu, dass es zu einem Angriff auf Beamt*innen gekommen ist, ist aber anscheinend nicht dazu in der Lage einzuschätzen von wem sie angegriffen wurde. Obwohl der NWZ zu diesem Zeitpunkt die Lage durch die Videoaufnahmen und der Berichterstattung aus verschiedenen Quellen bekannt sein müsste, wird die falsche Aussage der Polizei übernommen, statt die Realität abzubilden und die Angreifer klar zu benennen. Wie auf diesem Video zu sehen, trägt mindestens einer der Angreifer die Kufiya, außerdem geben sie sich durch „Palästina“- und „Kindermörder Israel“-Rufe klar als Teilnehmer der „#FreePalestine“ Demonstration zu erkennen. Außerdem ist kritisch anzumerken, das Washaha im Artikel unwidersprochen eine Parallele zwischen Israel und dem südafrikanischen Apartheidsystem aufmachen darf. Damit verfälscht er nicht nur grob die Wahrheit, sondern dämonisiert Israel als angeblich rassistischen Staat, daher muss eine solche Aussage von einer seriösen Berichterstattung unbedingt eingeordnet und als antisemitisch benannt werden.

Abgerundet wird die Printseite der NWZ Ausgabe vom 18. Mai durch die Lippenbekenntnisse der SPD und CDU Oldenburg und der Meinung von Roland Neidhardt. Beide Parteien zeigen sich entsetzt und beteuern, dass sie entweder bereits eine klare Position hätten oder dass jetzt etwas getan werden müsste. Das ist erstmal zu begrüßen, aber eine Erklärung, wieso nichts getan wurde und was denn die klare Position bringt, wenn daraus nichts folgt, bleiben beide Parteien bis heute schuldig. Roland Neidhardt schlägt währenddessen einen ganz anderen Ton an, für ihn ist der Schuldige bereits gefunden: der Jude, in diesem Fall Benjamin Netanjahu. Die Raketenangriffe der terroristischen Hamas auf Zivilist*innen werden von ihm durch die Innenpolitik Israels gerechtfertigt. Auch kann er verstehen, warum die Menschen auf die Straßen gehen, zumindest auf der palästinensischen Seite. Über die israelischen Opfer (nicht mal über die Muslimischen) verliert er kein Wort. Stattdessen wird ein Protest, der sich gegen Antisemitismus auf deutschen Straßen richtet als extremistisch verunglimpft. Es bleibt der üble Nachgeschmack, dass in Deutschland bezeichnenderweise jemand wie Neidhardt, der sich auf die Seite von ausgesprochenen Menschenfeinden wie Hamas und Co. schlägt, dafür geehrt wird, sich für die Versöhnung zwischen Israel und Deutschland einzusetzen.

Wie kann diese Berichterstattung von Seiten der NWZ nun eingeordnet werden?

Die NWZ ist ihrer journalistischen Pflicht offensichtlich nicht nachgekommen, statt von Beginn an alle vorliegenden Informationen in die Berichterstattung mit einfließen zu lassen und ihren Leser*innen einen Gesamtüberblick über das Geschehen am Samstag zu geben, wurden Fakten zurückgehalten. Auch wenn dieser Fehler am darauffolgenden Tag mit einer breiteren Berichterstattung teilweise korrigiert wurde, bleibt in einem Großteil der Texte eine unkritische Übernahme von Aussagen erhalten. Es wurden zwar unterschiedliche Standpunkte aufgeführt, jedoch wurden diese von der NWZ nicht eingeordnet. Damit meinen wir, dass offensichtlich falsche Aussagen oder das Herauslassen von Informationen durch Polizei und Anmelder der „#FreePalestine“ Demonstration nicht von der NWZ gekennzeichnet wurden. Die NWZ hätte an diesen Stellen selbstständig recherchieren müssen, um ihren journalistischen Pflichten nachzukommen. Dadurch trägt die NWZ dazu bei, einen antisemitischen und gewalttätigen Protest in Oldenburg als legitim darzustellen. Diese Form der Berichterstattung, Veranstalter*innen und Polizei unhinterfragt zu Wort kommen zu lassen, mag ja bei Unfällen, dem Fußballspiel des Dorfvereins oder der Müllsammelaktion irgendeines Kleingärtnervereins angemessen sein, bei politischen Auseinandersetzungen zeigt dies jedoch nur die Unprofessionalität und Provinzialität der Redaktion der Nordwest Zeitung. Eine kritische Berichterstattung, die das „wie“ und „warum“ von Akteur*innen hinterfragt, ist besonders in Zeiten, in denen sich die Gesellschaft polarisiert unabdingbar und die Hauptaufgabe von gutem Journalismus, der nicht bei „es ist etwas passiert“ stehen bleibt.

Da es in diesem Text um die Kritik der medialen Aufarbeitung des 15. Mai geht, soll hier noch einmal auf einen sehr peinlichen Fehler der NWZ hingewiesen werden. Das Bündnis, das vor einer Bedrohung von Juden warnt, heißt Bündnis gegen Antisemitismus und Antizionismus Oldenburg, nicht „Bündnis für Antisemitismus“. Es ist fast witzig, wenn berichtet wird, dass ein „Bündnis für Antisemitismus […] große Bedrohung für Juden“ sieht, das Lachen bleibt aber im Hals stecken, wenn einem der Ernst der Lage bewusst ist. Diesem Ernst der Lage scheint sich die NWZ nicht bewusst zu sein, sonst wären ihr die Form- und Inhaltlichen-Fehler, die hier aufgezeigt wurden, nicht unterlaufen. Immerhin wurde die falsche Bezeichnung unseres Bündnisses am folgenden Tag berichtigt und sich entschuldigt. Eine Berichtigung und Entschuldigung wäre allerdings bezüglich ihrer kompletten Berichterstattung zur Demonstration notwendig.

Was bedeutet das für eine israelsolidarische und antisemitismuskritische Zivilgesellschaft in Oldenburg?

Der 15. Mai hat deutlich gezeigt, dass es auch in Oldenburg möglich ist, in kürzester Zeit eine große Menge an sich antisemitisch äußernden Menschen zu mobilisieren. Neben dieser propalästinensischen Demo können auch die seit einem Jahr fast ungestört laufenden, verschwörungstheoretischen Querdenken-Veranstaltungen als Indikator für ein gestiegenes Potential für antisemitische Denkmuster in Oldenburg und Umzu dienen. Dies verlangt nicht erst seit dem Beginn der Pandemie oder des erneuten Aufflammens des Nahostkonflikts Handlungsbedarf. Antisemitischen Positionen muss klar widersprochen werden, Demos gehören verboten, Veranstaltungen müssen die Räume entzogen werden und wo dies nicht möglich ist, muss ein breites zivilgesellschaftliches Bündnis einen Gegenprotest auf die Straße bringen, um klare Grenzen aufzuzeigen. Es ist nirgends hinnehmbar, dass Antisemit*innen Fuß fassen und ihre menschenverachtenden Vorstellungen in die Öffentlichkeit tragen können. Das bedeutet jedoch auch, dass wir den politischen Akteur*innen in den Entscheidungspositionen Druck machen müssen zu handeln und nicht nur im Anschluss ihr Bedauern kundzutun. Handeln ist jetzt gefragt, denn der Anschlag von Halle hat gezeigt, wie schnell diese Denkmuster in Vernichtungswillen umschlagen können.

We Stand With Israel

Die aktuelle Situation im Nahen Osten ist wohl an niemandem vorbeigegangen. Im Minutentakt erscheinen neue Meldungen in den sozialen Netzwerken und Nachrichten über neue Raketenangriffe und Tote im Gazastreifen und Israel. Hintergrund sind Häuser im Stadtteil Sheikh Jarrah: Diese waren ursprünglich in jüdischem Besitz. Während des israelischen Unabhängigkeitskriegs 1948, der dem jüdischen Staat durch seine Nachbarstaaten aufgezwungen wurde, kam Sheikh Jarrah unter jordanische Kontrolle, jüdische Anwohner*innen wurden vertrieben und ihre Häuser palästinensischen Familien zugesprochen. Nun soll ein israelisches Gericht darüber entscheiden, ob die ursprünglichen, jüdischen Besitzer*innen die Häuser zurück erhalten. Am 10.05. sollte die Gerichtsverhandlung stattfinden, aufgrund von Protesten und Ausschreitungen im Ostteil Jerusalems und um die Al-Aqsa-Moschee, wurde sie um 30 Tage verschoben. Obwohl eine Zwangsräumung noch nicht entschieden war, wurde sie von vielen bereits als Tatsache dargestellt, Demonstrierende schwafelten gar von einem Plan Israels, ganz Jerusalem zu besetzten um aus der Stadt eine ethisch rein jüdische zu machen. Das ZDF übernahm diese antisemitische Aussage unkommentiert.

Am letzten Montag begann die Hamas damit, Israel unter Raketenbeschuss zu nehmen, mittlerweile sind es über 3000, die aus Gaza abgefeuert wurden. Es ist vor allem dem Iron Dome, Israels mobilem Raketenabwehrsystemen, zu verdanken, dass nicht bereits hunderte Israelis ihr Leben ließen. Stattdessen wurden nach aktuellen Angaben 10 Menschen getötet und 560 verletzt. Demgegenüber stehen 192 Tote und 1200 Verletzte im Gazastreifen, laut der palästinensischen Gesundheitsbehörden. Dieser Unterschied mag zunächst enorm erscheinen, und nicht wenige Menschen lassen sich dazu hinreißen, Israel für dieses Ungleichgewicht zu verurteilen.

Das ist jedoch zu kurzsichtig und ignoriert einige wichtige Fakten:Das schätzungsweise 20-30% der Hamas-Raketen in Gaza selbst aufschlagen, verschweigen #propalestine Demonstranten hierzulande nur allzu gerne. Stattdessen wird, wie so oft in diesem Konflikt, dem jüdischen Staat die Alleinschuld gegeben. Dabei ist es keine neue Information, dass die Hamas nur allzu gerne das Leben der eigenen Bevölkerung gefährdet, um im Nachgang mit dem Finger auf Israel zu zeigen. Bereits 2015 tötete die Hamas durch sogenannte „Misfired Rocktes“ 11 Palästinensische Kinder, bediente sich der alten, antisemitischen Verschwörungsphantasie des „Ritualmordes“ und gab Israel die Schuld. Und auch die Standorte ihrer Tunnelzugänge, Stützpunkte und Waffenlagerorte wählen sie gezielt in dicht besiedelten Gebieten, Schulen, Hospitälern und Kindergärten, um die Bevölkerung in Gaza als lebendige Schutzschilde zu missbrauchen. Auf diese Kriegsführung zu reagieren, ist für die Israel Defense Forces eine enorme Herausforderung. Um so wenige Menschen wie möglich zu gefährden, werden eine Reihe an Maßnahmen eingeleitet, bevor die IDF die Standorte der Hamas angreift. Hierzu gehören telefonische Warnanrufe, SMS oder sogenanntes Dachklopfen: Nicht explosive Raketen werden auf das Dach des Zielgebäudes geworfen, um die dort befindlichen Personen vorzuwarnen. Ein prominentes Beispiel hierfür ist ein Hochhaus, in dem sich Büros internationaler Medien und Einrichtungen der Hamas befanden. Um eine Evakuierung zu gewährleisten, wurde zuvor der Hausbesitzer über die Bombardierung informiert.

Trotz dieser Tatsachen solidarisiert sich ein großer Teil der linken Szene und muslimischer Communities weltweit lieber mit einer Organisation, welche die Zerstörung Israels anstrebt, ihre eigene Bevölkerung drangsaliert, unterdrückt und nur allzu bereit ist, das Leben hunderter ihrer Leute für ihren glühenden Antisemitismus zu opfern. Dass sich dieser hinter dem Antizionismus verbirgt, wird auch durch die derzeitigen antisemitischen Angriffe und Ausschreitungen in Deutschland deutlich: Seit dem 09.05. verzeichnet der Bundesverband RIAS e.V. eine beunruhigende Zunahme antisemitischer Gewalttaten die einen Bezug zu dem Konflikt zwischen der Hamas und Israel aufweisen.

Es liegt auf der Hand, dass das wahre Ziel dieser Palästina-Solidarität nicht etwa, wie so oft behauptet, Frieden im Nahen Osten und Gerechtigkeit für Palästinenser*innen ist, sondern ihr vielmehr antisemitische Motive zu Grunde liegen. Dies wird durch die vielen antisemitischen Parolen und Schilder auf den #ProPalestine Demonstrationen, sowie Angriffe auf Gegengendemonstrant*innen deutlich. Die Demo in Oldenburg, über deren antisemitischen Gehalt wir berichteten, stellte keineswegs einen Einzelfall dar, sondern vielmehr eine von vielen.


Unser Solidarität gilt jenen, die durch die Hamas unterdrückt und bombardiert werden. 

We stand with Israel, denn:

Mit der Hamas gegen die Unterdrückung zu streiten, ist wie mit der AfD gegen Rassismus zu kämpfen.

Amed Sherwan


Gegen jeden Antisemitismus bedeutet auch: Solidarität mit Israel!

Vielen Dank an alle Menschen, die (mit ausreichend Abstand) mit uns ein Zeichen gegen Antisemitismus und Antizionismus gesetzt haben.

In Solidarität mit den Betroffenen der Anschläge von Halle – Antisemitismus entgegentreten!

Die NWZonline berichtet bereits über die Kundgebung heute Abend. Mit zahlreichen Lichtern und Blumen sowie Transparenten gedachten etwa 200 Menschen der Opfer des Anschlags in Halle. Die OrganisatorInnen bedanken sich für die Teilnahme und dieses Zeichen der Solidarität.
Leider wurde die Kundgebung von einem Vorfall überschattet, über den auch die NWZ berichtete: Ein Mann fuhr mit dem Fahrrad auf die Kundgebung zu und beschimpfte TeilnehmerInnen, die ein Transparent und eine Israelfahne hielten, um sich anschließend mit seinem Rad gewaltsam einen Weg zu bahnen. Wie die NWZ berichtet und uns ebenfalls zu Ohren gekommen ist, wurde der Angreifer bereits bei „Olgida“ Demonstrationen gesehen. Er hatte die Kundgebung davor bereits beobachtet und fuhr gezielt auf sie zu.
Wir werten den Vorfall aus diesem Grund als einen antisemitischen Angriff auf die Kundgebung und sind entsetzt über eine solche handgreifliche Störung der Gedenkveranstaltung. Darin zeigt sich eindrücklich, welchem Hass Jüdinnen und Juden und die Symbole des jüdischen Staates, sowie Menschen, die gegen Antisemitismus eintreten, ausgesetzt sind, sobald sie sich in die Öffentlichkeit begeben. Nicht einmal eine Stunde, nachdem die letzten Menschen die Kundgebung verlassen hatten, war ein Teil der aufgestellten Kerzen und Blumen gezielt in den Brunnen getreten worden.
Es macht uns wütend und traurig, dass nicht einmal nach einem solchen Anschlag ein würdevolles Gedenken möglich ist und demonstriert, wie allgegenwärtig Antisemitismus in Oldenburg ist.

NWZ-Artikel: https://www.nwzonline.de/politik/halle-delmenhorst-oldenburg-nach-terror-in-halle-entsetzen-im-nordwesten-gross_a_50,6,285267886.html

Wir dokumentieren im folgenden den Text des Flyers, der bei der Gedenkveranstaltung verteilt wurde:

Wir haben heute als Bündnis gegen Antisemitismus zusammen mit anderen Menschen dieses Gedenken anlässlich des antisemitischen Anschlags in Halle organisiert. Wir solidarisierten uns mit den Betroffenen des Anschlags auf die jüdische Synagoge durch den rechtsextremen Stephan Balliet, der zwei Menschen das Leben kostete und bei dem mehrere Menschen verletzt wurden. Dieser antisemitische Terror hat unsere Herzen tief erschüttert. Wir sind hier, um unsere Trauer über die beiden Opfer, unsere Anteilnahme mit den Angehörigen und der jüdischen Community sowie den Verletzten auf die Straße zu tragen – ebenso wie unsere Wut und Erschütterung über diese Tat.
Am gestrigen Mittwoch versuchte der bewaffnete Attentäter, in die Synagoge einzudringen, in der sich 70-80 Mitglieder der jüdischen Gemeinde zum höchsten jüdischen Feiertag Jom Kippur versammelt hatten. Er versuchte, die Tür zur Synagoge mit Schüssen und Sprengstoff zu öffnen, was ihm glücklicherweise nicht gelang. Ein Massaker konnte lediglich durch das Standhalten der Sicherheitstür verhindert werden. 10 Minuten dauerte es, bis die Polizei eintraf. In dieser Zeit warf der Täter Brandsätze auf den jüdischen Friedhof und eröffnete das Feuer auf Passant_innen. Eine Frau wurde dort von ihm getötet. Nach dem gescheiterten Versuch, in die Synagoge einzudringen, warf er einen Sprengsatz in einen Dönerladen und nachdem dieser auf der Straße explodierte, erschoss er dort eine weitere Person. Der Täter flüchtete im Anschluss vor der eintreffenden Polizei und schoss zwei Personen an, die schwer verletzt wurden. Eine weitere Person, die sich im nahe gelegenem Landsberg dem Täter in den Weg stellte und ihm durch diesen mutigen Einsatz ein Fluchtfahrzeug verwehrte, wurde ebenfalls schwer verletzt. Die Polizei konnte den flüchtigen Täter glücklicherweise kurz darauf festnehmen.
Obwohl der Täter nicht Mitglied neonazistischer Strukturen war, ist er kein Einzeltäter. Er ist eingebunden in eine weltweites Onlinenetzwerk von Antisemiten, die im Internet den ideologischen Nährboden für solche Taten liefern und sich untereinander vernetzen und in ihrem Hass bestärken. So stellte Stephan Balliet ein Video von der Tat online, in dem er seine Weltsicht darlegt, die sich ganz auf der Linie eines aktuellen rechtsextremen Antisemitismus bewegt: Er redet von einem Rückgang der Geburten durch den Feminismus, der zu Massenimmigration führe und hinter all dem stecke „der Jude“. Sowohl die Formulierungen, der Inhalt und die Umsetzung der Tat erinnern an den Attentäter von Christchurch, der in einem Anschlag auf zwei Moscheen 51 Menschen tötete und dessen Vorbild Anders Breivik war.
Gemeinsam haben diese Mörder eine in rechten Kreisen aktuell sehr beliebte Ausdrucksform des alten antisemitischen Wahndenkens, wonach die Jüdinnen und Juden hinter einer Weltverschwörung stecken würden: Dabei werden die Jüdinnen und Juden sowohl für Marxismus und Kapitalismus verantwortlich gemacht. Heute wird ihnen darauf basierend vorgeworfen, hinter der Migration oder dem Feminismus zu stecken, und sie als Mittel zur „Zersetzung des Volks“ zu benutzen. In diesem Hass auf Jüdinnen und Juden sowie auf emanzipierte Frauen überschneidet sich der Rechtsterrorismus mit dem Islamismus. Sie sind beide Ausdrucksformen desselben Wahns und stellen heute weltweit die größte Gefahr für das Leben von Jüdinnen und Juden dar. Gegen diese antisemitische Gewalt helfen keine wohlfeilen Aufrufe zur Toleranz, sondern die dahinterstehende Ideologie muss benannt und bekämpft werden. Antisemitismus ist nicht nur ein Vorurteil, sondern eine wahnhafte Weltanschauung, die unsere Gesellschaft beständig aus sich heraus produziert und in der die Jüdinnen und Juden für deren unverstandene Übel verantwortlich gemacht werden. Sie stellen darin das Böse schlechthin dar und müssen ausgelöscht werden.
Ein Anschlag gegen Juden und Jüdinnen – egal wo er in Deutschland passiert – ist immer auch ein Anschlag auf die Werte einer offenen Gesellschaft. Und die Angriffe, Beschimpfungen, Drohungen gegen Menschen jüdischen Glaubens, Israelis oder Kämpfer_innen gegen Antisemitismus nehmen in den letzten Jahren zu. 2018 wurden bundesweit 124 mehr strafrechtlich relevante antisemitische Taten von der Polizei registriert als 2017 – und dies ohne Dunkelziffern. Im Mai hat der Antisemitismusbeauftrage der Bundesregierung Felix Klein Juden in Deutschland geraten, nicht überall ihre Kippa zu tragen. Laut der Initiative RIAS, die jeglichen Antisemitismus, ob strafrechtlich relevant oder nicht, dokumentiert, haben sich 2018 allein in Berlin 1083 antisemitische Vorfälle zugetragen. Besonders besorgniserregend sei dabei das angestiegene Gefährdungspotential durch Bedrohungen und Gewalt.
Auch in den letzten Woche gab es mehrere angsteinflößende Übergriffe: Ein 23-jähriger ging mit einem Messer auf das Sicherheitspersonal der Neuen Berliner Synagoge los und soll dabei „Allahu Akbar“ und „Fuck Israel“ gerufen haben. Im bayrischen Massing wurde eine junge jüdische Mutter, die mit ihren zwei Kindern unterwegs war, von einem Mann mit Steinen beworfen. Die Empörung ist nicht in Worte zu fassen und der Handlungsdruck sollte immens sein.
Um solche antisemitischen Gewalttaten nachhaltig zu verhindern, müssen wir uns für eine gerechte und solidarische Gesellschaft einsetzen, in welcher dem Antisemitismus die Grundlage entzogen ist. Bis diese Wirklichkeit ist, muss der Hass gegen Jüdinnen und Juden mit allen Mitteln eingedämmt werden. Das bedeutet, konsequenter Polizeischutz aller jüdischen Einrichtungen, denn ohne diesen kann jüdisches Leben in Deutschland und Europa heute nicht existieren. Uns stellt sich die Frage, wie es sein kann, dass eine jüdische Gemeinde am wichtigsten Feiertag Jom Kippur ohne Polizeischutz ist. Es darf nicht sein, dass sich ein bewaffneter Mörder unbehelligt von der Polizei 10 Minuten lang vor einer Synagoge aufhalten kann!
Doch auch von uns allen ist eine entschiedene und radikale Bekämpfung des Antisemitismus in all seinen Erscheinungs- und Äußerungsformen notwendig. Dem antisemitischen Denken muss jedes bisschen an gesellschaftlicher Legitimation entzogen werden, denn diese bereitet den Nährboden für Gewalt: Nicht nur Neonazis, AfD oder IslamistInnen, sondern auch der Israelhass der BDS Kampagne trägt zu einem solchen antisemitischen Klima bei. Es findet sich am Stammtisch, in der deutschen Presse, der Öffentlichkeit und nicht zuletzt verhindert auch die deutsche Politik eine entschiedene Bekämpfung des Antisemitismus, indem sie immer wieder mit jenen kooperiert, die Israel den Tod wünschen.
Wir begrüßen es, dass angesichts dieses furchtbaren Angriffs auf das jüdische Leben viele Politiker_innen ihre Betroffenheit und Solidarität ausgedrückt haben. Damit diese Bekundungen nicht verlogen wirken, erwarten wir aber, dass daraus ein entschiedenes Engagement gegen Antisemitismus erfolgt: Sowohl außenpolitisch gegenüber den mörderischen Feinden Israels, als auch innenpolitisch, indem man Organisationen, die sich gegen Antisemitismus engagieren unterstützt und finanziell fördert und antisemitische Straftaten konsequent verfolgt. Die Bekämpfung von Antisemitismus darf sich nicht auf Reden und Betroffenheit beschränken, sondern muss ein aktives Handeln auf allen Ebenen nach sich ziehen!

Unser Mitgefühl und Beileid gilt den Angehörigen der Opfer und wir drücken unsere Solidarität mit der Jüdischen Gemeinde in Halle aus.

Gegen jeden Antisemitismus!

Beteiligung am Protest gegen Roger Waters Film

Am 02. Oktober demonstrierten wir vor der Schauburg Bremen mit etwa 30 Menschen gegen die Aufführung des Roger Waters Films „Us and Them“. Gäste und PassantInnen wurden mit Flyern auf den Antisemitismus des umtriebigen BDS-Unterstützers Roger Waters aufmerksam gemacht. Mit Fahnen, Schildern und Transparenten wurde vor dem Kino Solidarität mit Israel gefordert.
Auf Roger Waters‘ Antisemitismus hingewiesen, reagierte die Schauburg bedauerlicherweise mit halbgaren Ausflüchten à la Roger Waters habe sich vom Antisemitismus distanziert und könne daher gar kein Antisemit sein. Dieses Vorgehen erinnert uns an die Oldenburger Kulturetage, die kürzlich ganz ähnlich auf unsere Kritik am Auftritt von Lisa Fitz reagierte. Antisemitismus darf auch im Kulturbetrieb keine Plattform bekommen!

Wir bedanken uns bei den GenossInnen aus Bremen für das Organisieren des Protests!

Kundgebung gegen Lisa Fitz

Am gestrigen Freitagabend versammelten sich ca. 40 Menschen zur Kundgebung gegen den Auftritt von Lisa Fitz vor der Kulturetage. Mit Transparenten und Schildern wurde auf Lisa Fitz‘ verschwörungsideologische Haltung und ihre antisemitischen Äußerungen aufmerksam gemacht. An die Gäste der Veranstaltung wurden Flyer verteilt und es konnten einige aufklärende Gespräche geführt werden.
Besonders aufschlussreich war, dass ein Besucher der Veranstaltung in einer Diskussion mit einem Teilnehmer der Kundgebung seine antisemitische Weltsicht ganz unumwunden kundtat: Er sei der Ansicht, die Juden hätten schon gut von den Nazis gelernt und würden heute das selbe machen wie die Nazis damals.
Lisa Fitz erreicht mit ihren Aussagen also wenig überraschend ein Klientel, das ganz offen seine antisemitischen Ressentiments kommuniziert und dabei nicht einmal den üblichen Umweg nimmt, aus „dem Juden“ einen „Zionisten“ zu machen. Solche Leute wissen ganz genau, dass es am Ende „der Jude“ sein muss, auf den Lisa Fitz‘ personalisierte Schuldzuweisungen zielen. Es ist ein Armutszeugnis für die Kulturetage, dass sie solche Personen zu ihren Gästen rechnet.

Wir bedanken uns bei allen Anwesenden, die diesen Auftritt nicht unwidersprochen stattfinden ließen und ein deutliches Signal an die Kulturetage sendeten und wir hoffen, dass diese sich in Zukunft besser überlegt, wem sie eine Bühne bieten will.

Erfolgreiche Kundgebung gegen BDS am Freitagabend

Am Freitagabend stellten sich ca. 50 – 60 Personen der angekündigten „Demonstration“ der antisemitischen BDS Kampagne vor dem Oldenburger PFL entgegen. Da das Verwaltungsgericht den Eilantrag der Kampagne ablehnte, die dagegen vorgehen wollte, dass ihr die Stadt keine Räumlichkeiten für die Durchführung ihrer antisemitischen ‚Israel Apartheid Week‘ überließ, kündigte diese an, vor dem PFL zu protestieren.

Auf ihrer Website kündigte BDS ihre Kundgebung unter dem Titel „Buten und binnen – Palästinensische Leben zählen! Gegen die Verhinderungstaktiken der Stadtverwaltung. Für Menschenrechte für alle vom Fluss bis zum Meer.“ an. Bereits der Titel weist klar antisemitische Bezüge auf, spielt er doch auf die in diesen Kontexten beliebte Parole „From the river to the sea, Palestine will be free“ an. Diese richtet sich gegen das Existenzrecht Israels als Ganzes, da das gesamte Israelische Staatsgebiet Palästina zugesprochen wird und der jüdische Staat somit vernichtet werden muss. Diese Forderung ist ganz klar antisemitisch und BDS Oldenburg greift diese mit ihrer Anspielung recht eindeutig auf.

​In einer Rede des BDS Oldenburg wurde die Lüge verbreitet, das reichliche Polizeiaufgebot sei deshalb vorhanden, um BDS vor dem „Gewaltpotential“ der Gegendemonstranten zu schützen. Dies könnte nicht weiter entfernt von der Realität sein, da es zu keinem Zeitpunkt aus der friedlichen, bunten und lauten Gegendemonstration den Versuch gab, gewaltvoll gegen Teilnehmer der BDS Kundgebung vorzugehen. Ebenfalls wurde die antisemitische Aussage, in Israel herrsche Apartheid widerholt. Im Anschluss versuchte BDS Oldenburg, den geplanten Film ‚Roadmap to Apartheid‘ zu zeigen, was offenbar auf Grund technischer Probleme nicht sehr erfolgreich war, weshalb BDS bereits früher als geplant abzog. Also glücklicherweise alles andere als ein erfolgreicher Abend für BDS und die ca. 30 Teilnehmerinnen und Teilnehmer.

Wir möchten uns auch noch einmal bei allen bedanken, die zur Gegenkundgebung gekommen sind und freuen uns, dass trotz der kurzfristigen Mobilisierung zahlreiche Menschen dem Aufruf gefolgt sind und vor der Stadtratssitzung am Montag eindrücklich und deutlich gezeigt haben, dass Antisemitismus in Oldenburg nicht widerstandslos hingenommen wird. Mit einem Redebeitrag haben wir nochmals auf den antisemitischen Charakter der ‚Israeli Apartheid Week‘ verwiesen und uns kritisch mit den von BDS geplanten Veranstaltungen auseinandergesetzt. Wir werden diesen in Kürze ebenfalls hier veröffentlichen. Wir freuen uns sehr, dass die Kundgebung ein Erfolg war und hoffen auf eine ähnlich starke Unterstützung bei der Stadtratssitzung am Montag.

BDS hat bereits angekündigt, zuvor erneut eine Kundgebung vor dem PFL abhalten zu wollen. Wir haben unsere Position zu BDS mehr als deutlich gemacht und wollen die Stadtratsmitglieder vor dieser wichtigen Sitzung nicht unnötig belästigen. Wir gehen davon aus, dass sich mit einem solchem beleidigten und peinlichen Verhalten BDS Oldenburg selbst schon genug schadet, daher rufen wir zu keiner Gegenkundgebung für Montag auf, sondern bleiben wie gehabt dabei, uns um 17.45 Uhr zu treffen. Wir wollen uns vor dem Mahnmal beim PFL sammeln, um gemeinsam zur Stadtratssitzung zu gehen, damit niemand alleine an der BDS Kundgebung vorbei muss.