Antisemitische Schmieraktion in der Nacht vom 3. auf den 4.4. auf das Alhambra und Umgebung

Gemeinsame Veröffentlichung des Offenen Antifaschistischen Treff (OAT) und des Bündnis gegen Antisemitismus und Antizionismus Oldenburg  

In der Nacht vom 03. auf den 04. April wurde unter anderem das Alhambra Ziel einer antisemitischen Schmieraktion. Dank des Einsatzes engagierter Antifaschist*innen konnten die Schmierereien direkt am 04. April entfernt werden.

Weitere ähnliche Schmierereien tauchten in Osternburg an einer Bushaltestelle auf, einem Bio-Geschäft auf der rechten Seite des jüdischen Friedhofs und ein Wohnhaus auf der linken Seite des Friedhofs. Der Friedhof selbst blieb glücklicherweise verschont, der bedrohliche Charakter ist jedoch auf Grund der räumlichen Nähe offensichtlich. Der Umfang der Schmierereien sowie die Auswahl der Orte legen nahe, dass es sich dabei um eine gezielte Aktion handelte.[1]

Über die ganze Außenfassade des Alhambra hinweg wurden mit Wachs-Graffitti-Marker  zahlreiche antisemitische Parolen und Äußerungen mit Israelbezug geschmiert, die wir hier exemplarisch dokumentieren, unter anderem: „Israel = Terror“, „Israhell“, „Free Palestine from Israel“.

Im israelbezogenen Antisemitismus werden klassisch antisemitische Motive auf Israel als jüdischen Staat übertragen und dessen Existenz delegitimiert. In der Parole „Free Palestine from Israel“ wird deutlich, dass nach Ansicht der Täter*innen nicht die Hamas und weitere antisemitische Terrororganisationen, welche auch die palästinensische Zivilbevölkerung unterdrücken, das Problem darstellen, sondern der jüdische Staat verschwinden müsse.
Israel wird als das Böse schlechthin dämonisiert und durch die begriffliche Verbindung mit dem Wort „Hölle“ wird an das tradierte antisemitische Stereotyp, wonach Jüdinnen*Juden mit dem Teufel im Bunde stünden, angeknüpft und dieses auf Israel übertragen.

Besonders widerwärtig ist, dass die Parole „Save Palestine from Israel“ auf ein Bild an der Fassade geschmiert wurde, das sich mit den Gegner*innen des islamistischen iranischen Regimes und den feministischen Protesten seit der Ermordung der kurdischen Iranerin Jina Mahsa Amini durch das Regime solidarisiert. Offensichtlich stehen die Täter*innen dem islamistischen und antisemitischen iranischen Regime näher, als seinen feministischen und demokratischen Gegner*innen.

Ebenfalls wurde die Hanau-Gedenkwand u.a. mit „Israhell“ beschmiert. Nicht einmal vor einer Beschädigung des Gedenkens an die Opfer rassistischen Terrors schrecken die Antisemit*innen zurück.

Interessant ist außerdem, dass mehrmals eine Figur namens „Handala“ auf die Fassade geschmiert wurde. Diese Comicfigur findet sich im Logo der antisemitischen BDS-Kampagne. Sie stammt vom Cartoonisten Nadschi Salim al-Ali. Dieser verwendet in seinen Geschichten antisemitische Stereotype, die man aus nationalsozialistischer Propaganda kennt: Israelis werden mit Hakennase dargestellt, begehen „Ritualmorde“ und können nur mit Waffengewalt gestoppt werden.[2]

„Handala“ Schmiererei am Alhambra und das Original[3].

Dass diese Comicfigur mit explizitem BDS-Bezug ebenfalls mehrmals an der Fassade auftauchte, ist insofern interessant, weil die BDS-Kampagne in Oldenburg diesen März wieder verstärkt aktiv wurde und bei zwei Veranstaltungen ihr antisemitisches Gedankengut verbreitete.[4] Dort kamen israelfeindliche, islamistische und auch linke Akteur*innen zusammen. In der Vergangenheit wurden immer wieder aus diesem Umfeld Drohungen gegen das Alhambra geäußert.

Dazu passt, dass ebenfalls an das Alhambra „Fuck Antideutsche“ geschmiert wurde:  Das ist ein direkter Angriff auf antifaschistisches Engagement, das eine klare Positionierung gegen Antisemitismus und in Solidarität mit Israel als zentrale Konsequenz aus „Nie wieder Auschwitz“ begreift. So hatte der Offene Antifaschistische Treff (OAT) in der Vergangenheit zu einer Solidaritätskundgebung für Israel aufgerufen und sich deutlich gegen Antisemitismus gestellt.[5] Antifaschist*innen beteiligten sich ebenfalls an Protesten gegen BDS. Im Alhambra finden außerdem immer wieder Veranstaltungen statt, die Antisemitismus kritisieren, zuletzt etwa die Buchvorstellung „Gesichter des Politischen Islam“.

Die Schmierereien sind als direkter Angriff auf antifaschistisches Engagement zu werten, das dem Auftrag verpflichtet ist, jedem Antisemitismus entgegenzutreten. Wir lassen uns davon nicht einschüchtern, und werden weiterhin konsequent jedem Antisemitismus entgegentreten, egal ob er von rechter, von linker oder von islamistischer Seite kommt. Das Nutzer*innenplenum des Alhambra verurteilte die Schmierereien ebenfalls und machte vor dem Hintergrund des Brandanschlags auf die Oldenburger Synagoge am 05.04. darauf aufmerksam, dass aus Worten auch Taten folgen können.[6]

Wir möchten der Jüdischen Gemeinde zu Oldenburg ebenfalls unsere Solidarität aussprechen und verurteilen die Kontinuität des Antisemitismus in Oldenburg, die durch den Anschlag auf die Synagoge eine neue, erschreckende Dimension angenommen hat.

Gegen jeden Antisemitismus!


[1] https://twitter.com/MiekeWolke/status/1776903879851938056

[2] https://www.tagesspiegel.de/themen/reportage/anti-israel-kampagne-wie-bds-gegen-israel-hetzt/20573168.html 

[3] https://www.belltower.news/antisemitismus-symbole-codes-parolen-auf-anti-israelischen-demos-116651/

[4] https://bgaoldenburg.wordpress.com/2024/03/03/erfolgreicher-protest-gegen-bds/; https://bgaoldenburg.wordpress.com/2024/03/19/aufruf-gegen-die-antisemitische-israeli-apartheid-week/

[5] https://antifatreff.blackblogs.org/2024/01/17/kein-platz-fuer-antisemitismus/

[6] https://alhambra.de/2024/04/14/gegen-jeden-antisemitismus/

Redebeitrag: Solidarität mit der Jüdischen Gemeinde zu Oldenburg

Wir dokumentieren hier unseren vollständigen Redebeitrag, den wir auf unserer Demonstration am 07.04.24 anlässlich des Anschlags auf die Oldenburger Synagoge hielten. Über die Demonstration haben wir hier berichtet.

Am Freitag wurde am helllichten Tag mitten in Oldenburg ein Brandanschlag auf die Synagoge in der Leo-Trepp-Straße verübt. Glücklicherweise konnten die Hausmeister eines benachbarten Kulturzentrums durch schnelles Handeln eine Ausbreitung des Feuers verhindern. Die Person, die den Anschlag beging, ist zum jetzigen Zeitpunkt noch auf der Flucht.

Wir sind entsetzt und wütend über diesen antisemitischen Anschlag und es erschüttert uns zutiefst, dass die Jüdische Gemeinde wenige Stunden später den Schabbatgottesdienst unter diesen schrecklichen Bedingungen begehen musste.
Ein solcher Angriff auf das jüdische Leben in Oldenburg darf auf keinen Fall hingenommen werden!

Wir möchten heute unser Mitgefühl und unsere Solidarität mit der Jüdischen Gemeinde zu Oldenburg sowie allen Jüdinnen und Juden in unserer Stadt und darüber hinaus zum Ausdruck bringen.

Die Hintergründe des Brandanschlags müssen schnellstmöglich aufgeklärt und der oder die Täter gefasst werden! Es ist unbedingt notwendig, dass die Stadt Oldenburg und die Zivilgesellschaft nun an der Seite der Jüdischen Gemeinde steht und alles unternimmt, um Jüdinnen und Juden in Oldenburg ein sicheres Leben zu ermöglichen.

Es ist entsetzlich, dass die Jüdische Gemeinde und Oldenburger Jüdinnen und Juden erneut von direkten antisemitischen Angriffen betroffen sind: Bereits in der Vergangenheit wurde der jüdische Friedhof mehrmals Ziel von antisemitisch motivierten neonazistischen Angriffen, zuletzt 2015. Im Jahr 2021 wurde die Gedenkwand für die ermordeten Juden antisemitisch beschmiert.

Antisemitische Gewalt entsteht nicht in einem luftleeren Raum, sondern sie hat einen gesellschaftlichen Nährboden. Wir halten es für unerlässlich, diesen auch zu benennen. Die Bekämpfung des Antisemitismus darf nicht erst dort anfangen, wo er bereits in die ihm schon immer innewohnende offene Gewalt und die Umsetzung des Vernichtungsdrangs in die Tat umgeschlagen ist. 
Angriffe auf Jüdinnen und Juden sowie das jüdische Leben insgesamt sind keine Einzelfälle. Egal, ob Antisemiten heute statt von Juden von Israel sprechen oder von den Zionisten; ob sie von den Rothschilds oder der NWO raunen: Am Ende sind immer Jüdinnen und Juden gemeint, und sie sind es auch, die der Antisemitismus trifft. Das führt der Anschlag auf die Synagoge erneut mit erdrückender Gewissheit vor Augen. 

Wir finden es unerträglich, dass jüdisches Leben in Deutschland heute wieder einmal in Gefahr ist. Antisemitischer Hass, Gewalt und Terror haben für Jüdinnen und Juden in Deutschland ganz konkrete Folgen für ihr alltägliches Leben: Viele vermeiden es, jüdische Symbole nach außen sichtbar zu zeigen, jüdische Kinder müssen massive Anfeindungen an Schulen fürchten, israelische Restaurants schließen.

Die in letzter Zeit häufig wiederholten Beteuerungen, jüdisches Leben gehöre zu Deutschland, werfen die Frage nach ihrer Bedeutung auf, wenn Jüdinnen und Juden hier nicht ohne Angst offen jüdisch leben können. Die traurige Wahrheit ist, dass ohne massiven polizeilichen Schutz öffentlich sichtbares jüdisches Leben in Deutschland überhaupt nicht möglich ist. Wenn dieses auch weiterhin zu Deutschland gehören soll, muss die Zivilgesellschaft und Politik alles unternehmen, um Antisemitismus zu bekämpfen, egal von wem er kommt.

Jüdische Erfahrungen mit Antisemitismus und Forderungen von Jüdinnen und Juden müssen von der Gesellschaft gehört und ernst genommen werden.
Ein umfassender und dauernder Schutz jüdischer Einrichtungen muss sichergestellt sein. Die aktuelle Erhöhung der Schutzmaßnahmen durch die Oldenburger Polizei ist in dieser Hinsicht ein wichtiger Schritt!

Insbesondere, weil dieses Wochenende angesichts des antisemitischen Al Quds Tags eine gesteigerte Bedrohungslage besteht. In diesem Zusammenhang kam es bereits in der Vergangenheit immer wieder zu antisemitischer Gewalt. Mit dem Al Quds Tag mobilisiert das islamistische iranische Regime jährlich am letzten Freitag des Ramadan für die Vernichtung Israels. Anhänger des iranischen Regimes in Deutschland nehmen dies zum Anlass, ihren antisemitischen Hass auf den jüdischen Staat und Gewaltaufrufe gegen Jüdinnen und Juden auf die Straßen zu tragen, wie etwa gestern in Frankfurt.

Antisemitismus nach dem 07. Oktober

Wenn wir heute über den Anschlag auf die Jüdische Gemeinde sprechen, wenn wir über antisemitische Gewalt und ihren gesellschaftlichen Nährboden sprechen, dann müssen wir auch über den 07. Oktober und seine Ursachen sprechen! Und wir müssen darüber sprechen, welches Ausmaß an Hass Jüdinnen und Juden seitdem in Deutschland erfahren.

Das antisemitische Pogrom der Hamas vom 07.10.2023 ist heute auf den Tag genau ein halbes Jahr her. Dieser Tag hat der Weltgemeinschaft unabstreitbar vor Augen geführt, dass die Vernichtung der Jüdinnen und Juden auch heute noch das Ziel der Antisemiten ist, ganz gleich welcher Couleur.

In Israel wird seit dem 07.10 um die Menschen getrauert, die von der Hamas getötet wurden und um diejenigen gebangt, die sich immer noch in der Gewalt der Terroristen befinden. Im Rest der Welt dauerte es hingegen nicht lange, bis die ersten Organisationen unverhohlenes Verständnis für den Terror der Hamas äußerten oder ihm mit relativierender Ignoranz begegneten. Seit dem Beginn des israelischen Militäreinsatzes wird dieser zum Vorwand genommen, um dem jüdischen Staat das Recht auf Existenz und Verteidigung gegen antisemitischen Terror abzusprechen. Angriffe auf Jüdinnen und Juden haben seitdem weltweit in erschreckendem Ausmaß zugenommen. Die propalästinensischen Mobilisierungen offenbarten auch in Deutschland wieder einmal das antisemitische Potential in der Bevölkerung: Antisemitische Schmierereien, abgerissene Plakate der Entführten, in NS-Manier markierte Häuser, oder Angriffe auf jüdische Einrichtungen und Menschen sind seitdem an der Tagesordnung.

Hier zeigt sich: Hinter dem Antizionismus, der so gerne als „Israelkritik“ bezeichnet wird, steht nichts anderes als der Hass auf Juden. Denn der Antizionismus überträgt schlicht den klassischen Antisemitismus auf Israel als jüdischen Staat: Israel wird unter Verdrehung jeglicher historischer Fakten als „Apartheidstaat“, „zionistisches Gebilde“ und als Produkt eines „Siedlerkolonialismus“ delegitimiert. Wo den Juden seit jeher Wurzellosigkeit unterstellt wird, wirft man heute bevorzugt Israel vor, entweder ein künstliches Gebilde zu sein, oder aber stur an überkommener Nationalstaatlichkeit festzuhalten.

Der Zionismus ist aber kein Nationalismus wie jeder andere, denn er entstand als Reaktion auf den Antisemitismus in den bürgerlichen Nationalstaaten. Die Vorstellung, dass die Juden außerhalb jedes nationalen Kollektivs stünden und deshalb vom Erdboden verschwinden müssten, hat der Nationalsozialismus zur grausamen Realität werden lassen.

Deshalb ist Israel heute so wichtig für Jüdinnen und Juden weltweit, weil es der einzige Staat ist, der immer mit allen Mitteln versuchen wird, die Vernichtung der Juden zu verhindern. Die Shoah hat unwiderruflich gezeigt, dass alle anderen Staaten der Welt darin versagt haben. „Nie wieder“ muss deshalb heute immer auch heißen: „Solidarität mit Israel!“

Hinter dem Kampf gegen den jüdischen Staat vereinen sich seit jeher Anhänger regressiver Ideologien jeglicher Couleur: Im Antisemitismus ist eine Kampfansage an das uneingelöste Versprechen der Aufklärung, an jegliche Vorstellung von individuellem Glück und Freiheit enthalten, die nicht nur Neonazis und Islamisten miteinander teilen. 

Diese ideologischen Hintergründe des Antisemitismus müssen erkannt und benannt werden! Ein Antifaschismus, der zu mehr als einer Wohlfühlidentität taugen soll, darf nicht zulassen, dass dieser antisemitische Hass ungehindert verbreitet werden kann und muss sich allen antisemitischen Akteuren entschieden entgegenstellen. Gerade auch hier in Oldenburg, vor unserer eigenen Haustür!

Antisemitische Aktivitäten in Oldenburg

Denn auch hier haben wir seit dem 7.10. von unzähligen antisemitischen Vorfällen in der Stadt erfahren: Es gab mehrere Fälle von Beleidigungen, Bedrohungen und sogar körperlichen Angriffen durch Oldenburger Antisemiten. In Veranstaltungen, auf Demonstrationen und mit unzähligen Flyern, Aufklebern sowie Schmierereien in der ganzen Stadt wird ungehindert Hass auf Israel geschürt, seine Vernichtung gefordert und sich dabei der Sprache des tradierten Antisemitismus bedient: An der Uni tauchten Flyer auf, in denen Zionisten als „Teufelskinder“ bezeichnet wurden oder das Massaker der Hamas als „Antwort des Palästinensischen Widerstands“ gerechtfertigt wurde. Immer wieder wurden Plakate der israelischen Geiseln abgerissen und damit eine Empathielosigkeit mit den Opfern grausamer Gewalt an den Tag gelegt – weil sie Juden sind!

Antisemitische Schmierereien im öffentlichen Raum sind an der Tagesordnung: Großflächige Hakenkreuzschmierereien und andere antisemitische Symbole und Parolen sind immer wieder in der Stadt zu finden. In Osternburg wurde das Alhambra mit antisemitischen Parolen vollgekritzelt. Die Gegend um den jüdischen Friedhof, der da ganz in der Nähe ist, wurde ebenfalls beschmiert. Der Friedhof selbst blieb ein Glück verschont. Das geschah diese Woche – in der Nacht von Mittwoch auf Donnerstag!

Diese Aufzählung ließe sich noch weiter fortführen. Denn auch hier fühlen sich linke, islamistische und rechte Antisemiten seit dem 07.10. bestärkt, ihren Antisemitismus insbesondere in Form des Hasses auf den jüdischen Staat auszuagieren:

Seit Oktober mobilisieren antisemitische Akteure aus Oldenburg in regelmäßigen Abständen unter dem Deckmantel der Solidarität mit Palästinensern zu antisemitischen Demonstrationen in der Stadt. Es ist dokumentiert, dass dort offene Vernichtungsaufrufe gegen Israel und seine Bevölkerung geäußert wurden!

Die antisemitische BDS-Kampagne in Oldenburg brachte ihren Hass auf Israel im letzten Monat auf zwei Veranstaltungen zum Ausdruck, dort versammelten sich unter anderem auch Islamisten aus Oldenburg und dem Umland. Dass sich solche Leute weitgehend ungehindert auf Oldenburgs Straßen versammeln können, sollte alarmieren!

Auch Antisemiten aus dem verschwörungsideologischen und rechtsextremen Milieu verbreiteten mit Beginn der Coronapandemie teils in großen Demonstrationen über die letzten vier Jahre hinweg ihre antisemitischen Deutungsmuster von Pandemie und gesellschaftlichen Verhältnissen regelmäßig auf Oldenburger Straßen und im öffentlichen Raum.

Es muss endlich von den Sicherheitsbehörden ernst genommen werden, dass es in Oldenburg seit vielen Jahren ein antisemitisches Milieu gibt, das mitunter auch gewaltbereit ist. Auch die Stadt Oldenburg muss sich öffentlich klar positionieren gegen alle antisemitischen Aktivitäten und Akteure in der Stadt Oldenburg. Polizeibeamte müssen über antisemitische Erscheinungsformen aufgeklärt werden. Denn damit Antisemitismus strafrechtlich verfolgt werden kann, muss er erst einmal erkannt werden! Das war bei der Oldenburger Polizei in der Vergangenheit leider nicht immer der Fall.

Die Bekämpfung des Antisemitismus kann aber nicht allein Aufgabe der Polizei sein, denn er ist ein Problem, das aus dieser Gesellschaft heraus entsteht. Bis zur Überwindung des Antisemitismus durch eine Abschaffung seiner gesellschaftlichen Ursachen müssen Staat und Zivilgesellschaft deshalb alles unternehmen, um ihn zurückzudrängen.

Die Zivilgesellschaft muss aktiv werden gegen Antisemitismus!

Wir haben im letzten halben Jahr unermüdlich immer wieder auf den in der Stadt erstarkenden Antisemitismus und die Akteure, die ihn verbreiten, hingewiesen und vor seinem Gewaltpotential gewarnt. Leider müssen wir feststellen, dass sich dafür viel zu wenige Menschen in der Stadt interessieren! Während bei den Demonstrationen gegen Rechts erfreulicherweise 17.000 Menschen hier auf die Straße gingen, war es in den letzten Monaten um öffentlich zum Ausdruck gebrachte Solidarität mit Jüdinnen und Juden in der Oldenburger Zivilgesellschaft schlecht bestellt. Maximal einige hundert Teilnehmer kamen zu unseren Kundgebungen gegen Antisemitismus. Es ist traurig, dass erst solche Taten passieren müssen, bevor die Oldenburgerinnen und Oldenburger in größeren Massen deutliche Haltung zeigen gegen Antisemitismus.

Wir bedanken uns bei allen, die heute hier sind und hoffen, dass ihr auch in Zukunft als eine starke Oldenburger Zivilgesellschaft, die Position bezieht gegen jeden Antisemitismus, mit uns zusammen solidarisch an der Seite von Jüdinnen und Juden steht. 

Der Anschlag vom Freitag ist trauriger, beschämender und erzürnender Höhepunkt einer sich seit Monaten verschlimmernden antisemitischen Stimmung in Oldenburg. Der Brandanschlag auf die Synagoge stellt eine neue und seit 1945 in Oldenburg nicht dagewesene Dimension antisemitischer Gewalt dar.

Die Tatsache, dass sich der Antisemitismus immer auch gegen die Werte und Ideale der modernen und demokratischen Gesellschaft richtet, darf nicht darüber hinwegtäuschen, dass der antisemitische Anschlag tatsächlich nicht „uns alle“ getroffen hat. Sein Ziel waren ganz konkret Jüdinnen und Juden.

Deshalb sind wir nun alle gefragt, nach diesem furchtbaren Anschlag auf die Synagoge an der Seite der Oldenburger Jüdinnen und Juden zu stehen. Bringt eure Solidarität zum Ausdruck und tretet Antisemitismus nicht nur heute, sondern auch im Alltag entgegen! Seid für jüdische Freundinnen und Freunde da, zeigt Empathie und unterstützt sie in dieser schwierigen Zeit!

In diesem Sinne: Lasst uns bei dem gleich folgenden Demonstrationsumzug laut sein gegen Antisemitismus und unseren Forderungen deutlichen Ausdruck verleihen!

Wir fordern:

  • Eine umfassende und konsequente Aufklärung des antisemitischen Anschlags
  • Ermittelte Täter müssen angemessen strafrechtlich verfolgt werden und antisemitische Tatmotivationen müssen in den Ermittlungen ernst genommen und benannt werden!
  • Jüdische Einrichtungen sowie Jüdinnen und Juden in Deutschland müssen mit allen Mitteln geschützt werden.
  • Die Unterstützer des antisemitischen Terrors in Deutschland müssen auf allen Ebenen bekämpft werden.
  • Antisemitische Akteure in Oldenburg müssen als organisierte Bedrohung für jüdisches Leben ernst genommen werden!
  • Es braucht ein umfassendes Verständnis von Antisemitismus, das diesen nicht nur als Bedrohung von Rechts betrachtet, sondern in allen seinen Erscheinungsformen bekämpft
  • Es darf keine Zusammenarbeit oder staatliche Förderungen geben für Organisationen, Einrichtungen und Personen, die Antisemitismus verbreiten oder ihm eine Plattform bieten.
  • Es müssen mehr Bildungs- und Präventionsangebote insbesondere gegen israelbezogenen Antisemitismus geschaffen und angemessen finanziert werden. Auch für Lehrkräfte muss eine Auseinandersetzung mit Antisemitismus verpflichtend sein.

Gegen jeden Antisemitismus und Antizionismus!
Solidarität mit Jüdinnen und Juden!

Bericht: Solidarität mit Jüdischer Gemeinde nach Anschlag

Am Freitag, 05.04.2024 wurde mitten am Tag ein Brandanschlag auf die Oldenburger Synagoge verübt. In Solidarität mit der Jüdischen Gemeinde zu Oldenburg riefen wir für Freitagabend kurzfristig zu einer Mahnwache vor der Synagoge auf und für Sonntag zu einer Demonstration um die Oldenburger Innenstadt.

Foto: PixelMatsch

Am Sonntagnachmittag sind über 750 Menschen unserem Aufruf gefolgt und brachten bei einer Demonstration um die Oldenburger Innenstadt ihre Solidarität mit der Jüdischen Gemeinde zu Oldenburg zum Ausdruck und setzten ein sichtbares Zeichen gegen jeden Antisemitismus.

Es war die bisher größte Demonstration gegen Antisemitismus in Oldenburg!

Foto: PixelMatsch

Nach unserer Zählung beteiligten sich zu Anfang des Umzugs mindestens 750 Menschen. Wir halten es daher nicht für zutreffend, dass in der Presse teilweise nur von 400 Teilnehmenden die Rede war.

In Redebeiträgen sprachen die Landtagspräsidentin Hanna Naber, der Oldenburger Oberbürgermeister Jürgen Krogmann sowie der Bischof der Evangelisch-Lutherischen Kirche in Oldenburg, Thomas Adomeit, der Jüdischen Gemeinde Solidarität aus und verurteilten den Anschlag.

Hanna Naber zitierte in ihrer Rede den Song „Oktober in Europa“ der Antilopen-Gang, welcher den steigenden Antisemitismus in der Folge des 07.10. thematisiert. Sie verwies auf antisemitische Vorfälle aus den letzten Jahren, u.a. den Anschlag von Halle, die documenta sowie den deutlichen Anstieg antisemitischer Straftaten seit dem 07.10.:

„Die Zunahme von antisemitischen Angriffen, Vorfällen und Äußerungen ist erschreckend. Gesellschaftlich haben wir noch keine adäquate Antwort darauf gefunden. Doch ist und bleibt der Kampf gegen Antisemitismus eine fortwährende – und wie mir scheint: noch wichtiger werdende Aufgabe von uns allen.“

Ein christlicher Chor aus Ohmstede begleitete die Auftaktkundgebung mit dem Lied „Osse Shalom“.
Die Jüdische Gemeinde zu Oldenburg bedankte sich in zwei Redebeiträgen ausdrücklich für die Solidarität aus der Oldenburger Zivilgesellschaft.

Wir bedanken uns ganz herzlich bei allen, die gekommen sind und ihre Solidarität zum Ausdruck gebracht haben.

Wir hoffen auch für zukünftige Aktionen gegen Antisemitismus auf eine solche nachdrückliche Beteiligung aus der Oldenburger Zivilgesellschaft.

Unseren Redebeitrag, den wir auf der Demonstration hielten, werden wir in Kürze veröffentlichen.

Mahnwache vor der Synagoge am Freitag:

Titelbild: Pixel Matsch

Demonstration: Solidarität mit der Jüdischen Gemeinde – gegen jeden Antisemitismus

Aufruf zur Demonstration | Sonntag, 07.04.2024, 13 Uhr | Julius-Mosen-Platz

Am Freitag wurde am helllichten Tag mitten in Oldenburg ein Brandanschlag auf die Synagoge in der Leo-Trepp-Straße verübt. Glücklicherweise konnten die Hausmeister eines benachbarten Kulturzentrums durch schnelles Handeln eine Ausbreitung des Feuers verhindern. Wir sind entsetzt und wütend über diesen antisemitischen Anschlag und es erschüttert uns zutiefst, dass die Jüdische Gemeinde wenige Stunden später den Schabbatgottesdienst unter diesen schrecklichen Bedingungen begehen musste.

Ein solcher Angriff auf das jüdische Leben in Oldenburg darf auf keinen Fall hingenommen werden! Deshalb rufen wir für Sonntag 13 Uhr zu einer Demonstration auf: in Solidarität mit der Jüdischen Gemeinde zu Oldenburg und gegen jeden Antisemitismus.

Der Anschlag ist trauriger, beschämender und erzürnender Höhepunkt eines sich seit Monaten verschlimmernden antisemitischen Klimas in Oldenburg. Seit dem antisemitischen Pogrom der Hamas am 07.10.2023 und dem Beginn des israelischen Militäreinsatzes zur Selbstverteidigung haben Angriffe auf Jüdinnen und Juden weltweit in erschreckendem Ausmaß zugenommen.

Auch in Oldenburg fühlen sich linke, islamistische und rechte Antisemit*innen bestärkt, ihren Antisemitismus insbesondere in Form des Hasses auf den jüdischen Staat auszuagieren: In den letzten Monaten gab es hier mehrere Vorfälle von Beleidigungen, Bedrohungen und sogar körperlichen Angriffen durch Antisemit*innen. In Veranstaltungen, auf Demonstrationen und mit unzähligen Flyern, Aufklebern sowie Schmierereien in der ganzen Stadt wird ungehindert Hass auf Israel geschürt, seine Vernichtung gefordert und sich dabei der Sprache des tradierten Antisemitismus bedient.
Des Weiteren findet an diesem Wochenende der antisemitische Al Quds Tag statt. Diesen nehmen Anhänger*innen des islamistischen iranischen Regimes zum Anlass, ihren Vernichtungswunsch gegen Israel sowie Jüdinnen und Juden weltweit auch in Deutschland auf die Straße zu tragen.

Der Brandanschlag auf die Synagoge stellt eine neue und seit 1945 in Oldenburg nicht dagewesene Dimension antisemitischer Gewalt dar. Sie entsteht jedoch nicht aus dem Nichts heraus, sondern hat einen gesellschaftlichen Nährboden. Deshalb darf die Bekämpfung des Antisemitismus nicht erst dort anfangen, wo er bereits in die ihm schon immer innewohnende offene Gewalt und die Umsetzung des Vernichtungsdrangs in die Tat umgeschlagen ist. 

Angriffe auf Jüdinnen und Juden sowie das jüdische Leben insgesamt sind keine Einzelfälle. Egal in welcher Erscheinungsform der Antisemitismus auftritt, eines ist gewiss: Am Ende sind immer Jüdinnen und Juden gemeint, und sie sind es auch, die er trifft. Das führt der Anschlag auf die Synagoge erneut mit erdrückender Gewissheit vor Augen.

Die Hintergründe des Brandanschlags müssen schnellstmöglich aufgeklärt und Täter*innen gefasst werden! Es ist unbedingt notwendig, dass die Stadt Oldenburg und die Zivilgesellschaft nun an der Seite der Jüdischen Gemeinde steht und alles unternimmt, um Jüdinnen und Juden in Oldenburg ein sicheres Leben zu ermöglichen.

Gegen jeden Antisemitismus und Antizionismus!
Solidarität mit Jüdinnen und Juden!

HEUTE: Aufruf zur Mahnwache in Solidarität mit der Jüdischen Gemeinde

Heute, am Freitag den 05.04.2024 um 13.10 Uhr wurde ein antisemitischer Brandanschlag auf die Jüdische Gemeinde in Oldenburg verübt.

Mitten am Tag wurde ein Brandsatz auf die Oldenburger Synagoge geworfen, wobei nur mit Glück kein Mensch zu Schaden kam.

Seit dem antisemitischen Pogrom der Hamas vom 07.10.2023 fühlen sich rechte, linke und islamistische Antisemit*innen bestärkt und weltweit haben Angriffe auf Jüdinnen und Juden in erschreckendem Ausmaß zugenommen. Auch in Oldenburg.

Wir werden dem entgegen stehen unsere Solidarität zeigen! Deshalb kommt alle zur heutigen Mahnwache!

Uhrzeit: 20 Uhr
Ort: Jüdische Gemeinde zu Oldenburg
vor der Synagoge in der Leo-Trepp-Straße 15-17